Anreise auf die Ålands

Die Ålands sind eine Inselgruppe von >6000 Inseln zwischen Schweden und Finnland. Offiziell gehören sie zu Finnland, sind jedoch unter eigenständiger Selbstverwaltung, einzige offizielle Sprache ist schwedisch. Dieses Abkommen mit dem damit verbundenen Frieden hat der Völkerbund 1921 ausgehandelt. Es gab damals, nach Ende der russischen Besatzung in Finnland in 1917 große Unruhen und Bürgerkriegsartige Zustände.
Jetzt, so heißt es, leben auf den Ålands die glücklichsten Menschen im Norden.

Ich bin mit der Fähre von Stockholm hierher gefahren. Die braucht 6 Stunden, mit der Stunde Zeitverschiebung war ich gegen 23.30h dann da.

Was für eine spektakuläre Schiffspassage.

Um es sehr kurz zu beschreiben: ich war nur am gucken. Zunächst auf dem Sonnendeck, konnte jedoch nicht still sitzen, lief ständig von Steuerbord nach Backbord, keine Aussicht verpassen. Als ich Hunger bekam, holte ich mir sehr schnell ein Brötchen und dann sofort wieder gucken. Als mir schlotterkalt wurde, klebte ich drinnen an der Scheibe.
Das Schiff manövriert vorsichtig durch die schwedischen Schären und manchmal scheint nicht viel Platz zu sein. Und es gibt Schären, Schären, Schären zu sehen. Kleine Inseln, größere, bewaldet oder nur Fels, steile Felshänge, Stille Buchten, Wald, Fels, Wald. Tupfen von roten und gelben Häuschen, auch mal eine Schwimmsauna.

Irgendwann blieb nichts anderes übrig als zu weinen. So schön war das.

Als dann die Fährluke aufging, war um 23.30h blaue Stunde und dagegen die Masten der Pommern zu sehen, die hier als Museumsschiff permanent liegt.

Ich hatte mir über die Fährgesellschaft ein Hotelzimmer gebucht, wollte ich doch nicht um die Zeit noch mein Camp aufbauen.
Das Hotel war schnell gefunden, der Eingang nicht. Und dann war es sofort wieder da, dieses Gefühl: Hurra, ich bin in Finnland. Die Straßen, Radwege, Fußwege sind breiter, es wirkt auf mich alles großzügig wie in Südamerika, aber 100% aufgeräumt und penibel sauber und strukturiert. Und alles Grelle, Aufgeregte, Laute fehlt.
Und dann war ich zwar am Hotel, fand den Eingang jedoch nicht, trotz einiger erleuchteter Glastüren. Irgendwann ging eine Tür auf, ein Typ mit Baseball Kappe, übergroßem Sport Fan Shirt, pickeligem 3 Tage Bart, geschätzte Mitte 20, der guckte raus, sagte ‚Reception‘, mehr nicht, lies die Tür offen und verschwand wieder. Kein Wort zu viel. Kaurismäki hätte es nicht anders verfilmt. Er wollte noch meinen Namen wissen, schaute – trotz elektronischer Buchung – in einer mit Kugelschreiber und Textmarker wirr geschriebenen Liste nach, sagte ‚great all payed, room 44, upstairs‘ und das war es. Nein, er verkündete noch „breakfast between 7,30 and 10, downstairs‘. Dann ließ er mich mein ganzes Gepäck alleine tragen und versank wieder in einem Lethargie ähnlichen Zustand.

Das Frühstück war super, geschlafen habe ich auch einigermaßen, war dann aber in der darauffolgenden Nacht froh, wieder in meinem Zelt zu liegen.

Und die Ålands? Sind wunderschön. Immer mehr Schären Küste gibt es zu sehen, es ist hier alles unendlich entspannt und ruhig und gelassen. Friedlich. Heute gab es eine kleine Wanderung und morgen geht es wieder weiter mit Inselhopping Richtung Turku. Das ist etwas fortgeschrittene Reiseplanung, denn jetzt muss ich nicht nur Entfernung, Campingplatz und Lebensmittelladen unter einen Hut bekommen, sondern auch noch die Fahrpläne der Fähren. 3 Tage habe ich nun geplant, dann brauche ich eine neue Broschüre mit Fahrplänen, dann ist Ålands vorbei und Finnland ist gültig. Da die finnische Sprache mit seinen vielen o, u, i, m, n und doppel-y jedoch nicht so intuitiv ist, muss ich mir noch eine Strategie überlegen wie ich bei google danach suche. Keine Garantie, dass es auf Englisch hinterlegt ist.
Doch ich bin sicher, es wird sich schon zurechte schütteln. Wie sich alles immer zurecht schüttelt.


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