Flachland gesucht und dann auch gefunden

Es gab neue Pedale in Verdun. Die alten hätten nicht mehr lange gehalten, es klapperte auffällig laut und deutlich und das wäre wirklich sehr schlimm gewesen, hätte sie auf freier Strecke versagt. Die neuen haben nun kleine Spikes und damit habe ich ordentlich grip und das ist gut. In Verdun lernte ich auch Fabi kennen, eine Künstlerin aus Brest in der Bretagne und ebenfalls mit dem Rad unterwegs. Wir hatten bis Landesgrenze zu Belgien die gleiche Strecke. Damit jede ihr Tempo fahren konnte und auch ungestört die Berge anschimpfen konnte (und in meinem Fall auch lauthals singen konnte), fuhren wir zwar tagsüber getrennt, trafen uns aber abends immer wieder auf den Zeltplätzen und führten viele interessante Gespräche. Viel habe ich gelernt über Frankreich und die Übersetzungshilfe war auch super, als wir uns Charlesville-Meziere ansahen und essen gingen.
In Frankreich ist Mittwoch immer schulfrei seit Macron die Regierung verantwortet und dafür an 4 Tagen von 9-18h Unterricht. Findet eigentlich niemand wirklich gut. Ich habe auch gelernt, dass St Malo im Krieg völlig zerbombt wurde von den Amerikanern und dass das, was heute nach alter Festungsstadt aussieht, rekonstruiert ist. Und das der Osten Frankreichs zu den ärmsten Gebieten gehört, dazu später noch mehr.
35km hinter Inor wurde es dann flach und der Weg führte direkt am Ufer der Maas entlang. Die Ardennen begannen, links und rechts türmten sich die Hügel und dazwischen ging es gemütlich am Fluss entlang. 150km tollster Radweg bis zur Landesgrenze. Vorher noch mal schnell ein Baguette kaufen und dann ging es sehr unspektakulär nach Belgien. Und der Radweg blieb! Yeah!
Auffällig war nur, dass Belgien in der Gegend reicher ist: die Häuser moderner und neuer, die Infrastruktur mit Lebensmittelläden, Bars und Restaurants ist sehr deutlich besser als in Frankreich. Frankreich hat im Osten eine schlimme Landflucht und ein sehr großes Problem mit Rechtsextremismus.
Dort also auch der Osten.
Das Tal, durch welches die Maas fließt, ist noch spektakulärer in Belgien. Es gibt felsige Steilhänge, die 90 Grad abfallen. Dinant, das ist die Geburtsstadt von Adolphe Sax, schmiegt sich in die Felsen und ist ein buntes schmuckes und lebendiges Städtchen, natürlich mit sehr vielen Saxophon Denkmälern. Toll!
Ich bin die letzten 3 Tage gegen die Hitze angefahren. D.h. morgens sehr früh los und das Zelt nass eingepackt, damit ich früh irgendwo ankam und mehr in der Morgenkühle fahren konnte. Jetzt bin ich in Liege/ Lüttich im Hostel und genieße die Abkühlung durch einen außerordentlich heftigen Gewitterguss. Es regnet wie aus Eimern. Das ist gut so, denn letzte Nacht kam es nicht unter 21 Grad.
Morgen fahre ich bei hoffentlich kühleren Temperaturen um die Ausläufer der Ardennen drum herum und dann entlang der Grenze Belgien/ Niederlande zurück an die Nordsee. Ich möchte noch mal nach Middelburg und Frouwenpolder ans Verse Meer, mal sehen wie es sich dort verändert hat seitdem ich aus Aachen weggezogen bin. Und dann geht am kommenden Sonnabend der Zug von Brügge zurück nach Hamburg.


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