Selten bin ich so unvorbereitet in den Urlaub gestartet. Zum Glück habe ich eine Packliste für Randreisen und aktualisiere sie direkt nach jeder Tour, zum Glück weiß ich, was in welche Tasche gehört. So war das Chaos beim Packen nach wenigen Stunden vorbei. Der Rest wird sich zeigen: habe ich wirklich alles dabei? Halten die Flicken auf dem Zelt noch? Wie lange wird die erste Etappe?
Es gab für heute an Himmelfahrt keine Zugverbindung für mich mit dem Radel und so begann das Experiment und Abenteuer heute morgen um kurz nach 6h in der früh am Omnibus Bahnhof in Hamburg. In einem Flixbus nach Paris…. Vor vielen Jahren sang mal einer, dass er im Taxi nach Paris führe nur für einen Tag und das war dann der Ohrwurm von heute. Im Bus dauert es 15 Stunden ungefähr und das ist wirklich sehr sehr sehr lang. Ausgerüstet war ich mit 1,6l Wasser, einem halben Dutzend Brötchen, Möhren, Kohlrabi und Radieschen, Buch und Thrombose Strümpfen.
Es ist ein ganz eigenes Erlebnis, so ein Fernbus von Vilnius in Litauen über Masuren, Berlin, Hamburg, Ruhrpott, Niederlande und Belgien nach Paris. Die Menschen verändern sich und mit ihnen ihre Gewohnheiten, man döst so vor sich hin, liest, isst, schläft, ist durch die Busfahrt etwas benebelt und irgendwann kam die Ungeduld. Ich habe festgestellt an den Menschen, dass rauchen eine schlimme Sucht ist und manche Leute ihre Kippen in nullkommanix durchziehen können. Dass alle die gleiche Sorge haben, dass der Bus plötzlich ohne einen weiter fährt, dass so ein Busklo zwar besser ist als gar keines aber ansonsten ziemlich schrecklich.
Ob ich so eine Busfahrt noch einmal machen würde, bin ich nicht sicher. Bahnfahrten finde ich angenehmer, schon allein weil man mehr Auslauf hat. 15 Stunden sind eine sehr lange Zeit.
Der Fahrer hat einen kleinen Umweg über Lille gemacht und einen Kollegen abgesetzt und dann trotzdem noch 30 der insgesamt 45 Minuten Verspätung wieder aufgeholt.
Und dann waren wir endlich da.
Mein Hotel für heute Nacht war nur 2,7km vom Busbahnhof die Straße runter, doch es gab die Herausforderung, dass ich zum Radweg zunächst Höhenmeter zu überwinden hatte und der Fahrstuhl kaputt war. Just in dem Moment kam mir eine französische Familie mit 2 fast erwachsenen Söhnen entgegen und die Mutter gab ihren Männern kurzerhand Anweisungen sich um mein Fahrrad zu kümmern. Welch ein großartiger Start hier! Merci vielmals, das war toll. Dann das nächste Hindernis, ein Straßenringwirrwarr um ein Autobahnkreuz und es hat nicht viel gefehlt und ich wäre…. Das war wirklich schlimm und irgendwann habe ich sehr mutig mit dem Arm die von mir angepeilte Richtung angezeigt, habe alle Autos angehalten und dann quer rüber das Rad über die Zufahrt Straße zur Autobahn hinweg geschoben. Es gab keinen anderen Weg zurück, sonst wär ich auf der Autobahn gelandet. Puh.
Irgendwann habe ich dann in einem großen Bogen und unter Zuhilfenahme von Fußwegen und Grünstreifen das Hotel erreicht und nun ist es genug für heute. Morgen muss ich hier wieder wegkommen, doch das ist ja erst morgen.
Morgen habe ich einen halben Tag hier und fahre dann mit dem Zug in die Bretagne nach Saint Brieuc. Von dort geht es entlang der Eurovelo 4 bis Brügge.
Stay tuned!
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